Braune Schilder als Wegweiser? Wozu sie dienen und wie man Abstecher besser plant.

Die braunen Schilder entlang deutscher Autobahnen hat wohl jeder schon mal gesehen. Nur vier Prozent der Deutschen  geben an, noch nie eins bemerkt zu haben.

Warum wir glauben, dass die touristischen Tafeln trotzdem keine guten Wegweiser für Reisende sind und wie man besser interessante Orte entlang der Strecke entdeckt.

Übersicht
  1. Fakten & Geschichte
  2. Wirkung
  3. Alternative: Besser Orte entlang der Strecke finden
  4. Fazit

Für uns sind die braunen Schilder Ansporn und Inspiration zugleich. Uns verbindet eine richtige Hassliebe mit den Dingern.

Aber starten wir zunächst mit ein paar Fakten.

Wozu dienen die braunen Schilder: Fakten & Geschichte

Braune Schilder oder touristische Unterrichtungstafeln, wie sie offiziell heißen, wurden in Deutschland 1988 eingeführt. Zunächst sollten sie „maximal alle 20 Kilometer“ an Autobahnen erscheinen. Mittlerweile findet man sie auch in 10 Kilometer Abständen und mit der Nähe zur Autobahn wird es auch nicht mehr so streng genommen. Auch wenn die Gestaltung bundesweit vorgegeben ist, werden die einzelnen Standorte von der zuständigen lokalen Straßenverkehrsbehörde genehmigt. Der Vorschlag zu einem neuen Schild kommt meistens von einer nahe gelegenen Kommune, aber auch Verbände und Organisationen oder im Ausnahmefall auch kommerzielle Anbieter, wie beispielsweise das Tropical Island in Brandenburg, können einen Antrag stellen. Dementsprechend vielfältig, um es mal so auszudrücken, fällt auch die Auswahl der Ziele und das Design aus.

Braune Schilder - nur in Deutschland?

Schilder entlang der Autobahn, die auf kulturelle Abstecher hinweisen gibt es nicht nur in Deutschland. Und auch die braune Farbe hat sich international durchgesetzt. Tatsächlich sind die ersten touristische Schilder in Braun sogar schon in den Siebzigerjahren in Frankreich aufgetaucht.

Schilderbilder The good, bad and ugly

Schönwald: hier gibt es Bäume und Kaffee? Natürlich geht es hierbei um die Porzellanstadt Selb, wie man weiß, wenn man es vorher schon wusste. Von PantheraLeo1359531 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Einfach und klar - definitiv ein Favorit
Womit glänzt das Gleiberger Land? Weiße Punkte? Türme? Wenn man lange genug darauf schaut, erkennt man vielleicht auch etwas über sich selbst. By Emha - Own work, CC BY 3.0
Wer würde nicht gerne die Pellenz besuchen? Schließlich gibt es dort einen aktiven Vulkan, einen Riesenbagger und eine rollende Steinscheibe wie aus Indiana Jones. Wahrlich ein faszinierender Ort, wenn wir das Bild richtig interpretiert haben. Von Adl252 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Zeigen braune Schilder Wirkung? Oder anders gesagt: Folgt denen jemand?

Bei dieser Frage kommt man nicht an Professor Sven Groß von der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wernigerode vorbei, der die Wirksamkeit der Schilder für Autofahrer umfassend untersucht hat. Zwei von drei Befragten (66,4 %) gaben an, sich an die Schilder entlang der Autobahnen und die beworbenen Touristenziele zu erinnern. Lediglich 4% gaben - wie eingangs erwähnt - an, noch nie eine touristische Unterrichtungstafel wahrgenommen zu haben. Bei der entscheidenden Frage, ob die Schilder einen positiven Effekt zeigen, d.h.  Reisende in ihrer Routenplanung beeinflussen, fällt der Anteil dann jedoch stark ab. In der Studie gaben lediglich 17,1 % der Befragten an, dass sie schon einmal von ihrer Route abgewichen sind, um den auf dem Schild beworbenen Ort zu besuchen. Immerhin erwähnten viele, dass sie die Sehenswürdigkeiten, auch für zukünftige Ausflüge in Betracht ziehen werden.

Wo ist also das Problem?

Welchem Zweck dienen die Schilder? Die Unterrichtungstafeln sollen (so Groß) vor allem zwei Funktionen dienen:

  • “Sie sollen Kenntnisse über Landschaften und Sehenswürdigkeiten vermitteln.”
  • “Sie sollen animieren, die durchgehende Straße zu verlassen, die Reise zu unterbrechen.”

Mit ihrer großen Wahrnehmungswirkung erfüllen Sie den ersten Zweck unzweifelhaft zu einem gewissen Grad. Dann allerdings versagen sie als Wegweiser kläglich das geweckte Interesse in eine Besuchsentscheidung umzuwandeln. Ist es ein kurzer Abstecher oder eine Tagesetappe? Welche Ausfahrt soll man nehmen? Wie lange fährt man wirklich? Und ist es überhaupt geöffnet? Das resultiert mit unter in verzweifelten Internetsuchen (bitte nur der Beifahrer) und häufig ist die Chance dann auch schon vertan. Je mehr man sich für einen Ort interessiert, desto weniger bringen die Schilder einem was. Das hat uns persönlich bereits viele Male frustriert hat und nicht zuletzt durch solche Erlebnisse haben wir die by the ways App entwickelt.

Wie man besser abfährt: die by the ways-App

Wie funktioniert das? Man gibt sein Ziel ein und kriegt dafür alle gut erreichbaren Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke angezeigt. Was heißt gut erreichbar? Standardmäßig finden wir ist ein Blick wert was in unter 20 Minuten von der Strecke erreichbar ist. Das kann man aber auch anders einstellen (10, 30, 45 Minuten usw.) sowie man sich natürlich auch nach Interesse filtern kann. Natur oder Kultur, Restaurants oder Cafés, es gibt zu nahezu allem etwas und man bekommt alle Information die man zum Ort (Bilder, Beschreibungen, Kommentare von Besuchern, Webseite usw.) sowie der Fahrt (Fahrtweg- und Zeit, wann kommt man dort an, Export zum eigenen Navigationssystem wie Apple Maps/Google Maps usw.) benötigt.

St. Michaelis in Hildesheim - 8 Minuten von der Strecke Goslar - Hannover entfernt. Als Schild und in der by the ways App
St. Michaelis in Hildesheim - hier als Schild. Von TGMChrist1 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Fazit

Fast jeder sieht sie, sie haben eine wirkliche eigene, wiedererkennbare Ästhetik, die zumindest in  einigen Exemplaren sehr gut zum Tragen kommt. Natürlich gibt es sie auch, die Schilder die ähnlich interpretationsbedürftig wie ein 2008er Captcha sind. Vielleicht erklärt das dann die 70% der Studienteilnehmer, die sich schon mal mit Mitfahrenden über den Inhalt von Schildern ausgetauscht haben. Insgesamt kann man aber anerkenne dass die braunen Tafeln ihren Zweck auf die Orte (irgendwo) neben der Strecke hinzuweisen nicht schlecht erfüllen. Wenn man bedenkt was für eine Menge von verschieden Akteuren (Kommunen, Verbände etc.) daran mitgewirkt hat, was letztlich ein föderalistisches Kunstprojekt ist, dann ist es doch erstaunlich, wie häufig Sie das Interesse an einem Ort in einem wecken.

Mit Abstand das größte Manko der Tafeln folgt für uns aber direkt: Für einen Besuch reicht die Information fast nie. Die Tatsache, dass sich viele Reisende den Ort für einen späteren Ausflug (mit erneuter Anfahrt) dorthin zurück merken, ist dann lediglich noch ein Trostpreis und kann nicht der Sinn eines Wegweisers sein.

Für uns zumindest sind die braunen Schilder immer wieder eine kleine Erinnerung, was auf einer Reise möglich ist und welche Schätze wortwörtlich auf der Strecke bleiben.

Coverimage: Von Nox60 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0